Editorial PRO 3/2025
Große Erwartungen
Sehr geehrte Kollegin,
sehr geehrter Kollege,
im Februar sind wichtige Entscheidungen gefallen, die uns gespannt auf die kommenden Monate schauen lassen. Entscheidungen, die die ambulante Versorgung prägen können und prägen werden:
Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen
Nach dem Bundestag, Ende Januar, hat Mitte Februar nun auch der Bundesrat der Entbudgetierung für die Hausärzte zugestimmt. Sein Ja geht mit unserer Forderung einher nachzubessern. Unsere Erwartungshaltung an die Verhandlungen von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung im Bewertungsausschuss ist hoch. Nun liegt es an den Krankenkassen, die Detailregelungen gemeinsam mit der KBV so auszugestalten, dass die Entbudgetierung auch tatsächlich ihrem Namen gerecht wird.
Verschieben des bundesweiten Rollout der "ePA für alle"
Eigentlich sollte die neue elektronische Patientenakte Mitte Februar bundesweit eingeführt werden. Doch nach der vierwöchigen Testphase in Modellregionen hat das Bundesgesundheitsministerium die einzig richtige Entscheidung getroffen: Die Testphase geht in die Verlängerung. Zu gravierend die Probleme, die noch aufgetreten sind, auch den Datenschutz betreffend. Nun soll die ePA erst flächendeckend ausgerollt werden, wenn alles rundum passt. So soll es auch sein, dafür haben wir uns immer ausgesprochen. Die Praxisteams haben keine Zeit für halbherzige, unausgereifte Anwendungen. Digitale Neuerungen standen bislang immer für Mehrarbeit statt Mehrwert, zumindest in der Anfangszeit. Wenn es der Gesetzgeber nun anders angeht und die ePA wirklich erst einführt, wenn für Praxen und Patienten alles funktioniert und sicher ist, wäre das ein Erfolg. Zumal ich überzeugt bin, dass die "ePA für alle" – gut gepflegt und für alle, die in die Behandlung des Patienten involviert sind, einsehbar – eine nützliche Ergänzung sein kann, um sich einen schnellen Überblick über Behandlungsstand und Gesundheitszustand des Patienten verschaffen.
Bewerbungsstart Landarztquote
Am 13. Februar ist die mittlerweile sechste Runde "Landarztquote Sachsen-Anhalt" gestartet. Bis 31. März können sich Interessenten bewerben, die ab dem Wintersemester Medizin studieren und eine spätere hausärztliche Tätigkeit in einem ländlichen Bereich aufnehmen wollen. Insgesamt 25 Studienplätze stehen an den Universitäten Magdeburg und Halle zur Verfügung. Und – das ist die neue und gute Nachricht – die Chance ist groß, dass es zeitnah mehr werden. Im Idealfall schon für die aktuelle Bewerbungsrunde. Das Gesundheitskabinett hat entschieden, dass ungenutzte Anteile aus Härtefall- und Ausländerquote der Landarztquote zugute kommen. Wir warten nun auf Informationen aus dem Sozialministerium, mit wie vielen Studienplätzen wir zusätzlich rechnen können.
Vorgezogene Bundestagswahl
Am 23. Februar hat Deutschland einen neuen Bundestag gewählt. Wir hoffen auf eine zukünftige Regierung, die eine Gesundheitspolitik betreibt, bei der alle Akteure gehört und mitgenommen werden. Eine Politik, die den ambulanten Bereich ebenso stark wie den stationären Bereich bedenkt. Eine, die die flächendeckende wohnortnahe medizinische Versorgung und Sie, die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, wertschätzt. Eine, die für die Herausforderungen der Zukunft mit uns gemeinsam nach Wegen sucht und Lösungen findet.
Ihr
Jörg Böhme