Mit Beschluss der Vertreterversammlung wurden zuletzt in 2019 die Strukturen des allgemeinen vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes angepasst, um gesetzgeberische Vorgaben umzusetzen, die Belastungen der Vertragsärzte im Dienst zu senken und gleichzeitig die Patientenversorgung zu optimieren.
Ziel der Bereitschaftsdienstreform war es, effektive Bereitschaftsdienststrukturen für eine bedarfs- und sachgerechte Patientenversorgung zu schaffen. Es ist eine fortbestehende Aufgabe, die Bekanntheit des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes zu erhöhen, dessen Erreichbarkeit für die Patienten transparent zu gestalten, die Behandlung der Patienten zu verbessern und die Durchführung des Bereitschaftsdienstes weiter zu professionalisieren. Die dafür unternommenen Anstrengungen werden auch in Zukunft weiter fortgesetzt.
Gleichzeitig konnte eine weitere Entlastung der Ärzte vom allgemeinen vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst erreicht werden, um den Ärztemangel auszugleichen, aber auch um den an der Niederlassung interessierten jungen Ärzten aufzuzeigen, dass die ambulante Tätigkeit außerhalb der größeren Städte nicht mit einer zu großen Belastung im Bereitschaftsdienst verbunden sein muss.
Die Vorhaltezeiten des allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Sachsen-Anahlt:
Montag, Dienstag, Donnerstag
von 19:00 Uhr bis 07:00 Uhr am Folgetag
Mittwoch, Freitag
von 14:00 Uhr bis 07:00 Uhr am Folgetag
Samstag, Sonntag, Feiertag*
von 07:00 Uhr bis 07:00 Uhr am Folgetag
*alle gesetzlichen Feiertage in LSA sowie der 24.12. und der 31.12.
Über die bundesweit einheitliche Rufnummer 116117 erreichen die Patienten die zu jeder Uhrzeit besetzte Leitstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (Bereitschaftsdienst- und Terminservicezentrale). Die hier tätigen Mitarbeiter besitzen eine Ausbildung in einem medizinischen Fachberuf, wie Kranken- und Gesundheitspfleger, Krankenschwester, Medizinische Fachangestellte, Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter mit Berufserfahrung. Dieses Personal wurde und wird von uns regelmäßig geschult.
Die Anrufe aus dem Festnetz können bis auf wenige Ausnahmen dem richtigen Bereitschaftsdienstbereich zugeordnet werden. Anrufer aus dem Mobilfunknetz werden über die Postleitzahleingabe dem entsprechenden Bereitschaftsdienstbereich zugeordnet. In wenigen Fällen erfolgt die Zuordnung durch einen bundesweit tätigen Dienstleister, der anhand der Angaben der Anrufenden den korrekten Bereitschaftsdienstbereich bestimmt und an die zuständige Leitstelle einer Kassenärztlichen Vereinigung weiterleitet. Für die Gespräche mit den Patienten steht ein Softwaresystem zur Verfügung, welches eine strukturierte medizinische Ersteinschätzung (SmED) ermöglicht. Die persönlichen und gesundheitlichen Daten werden in einer Einsatzleitstellensoftware erfasst und dem jeweiligen Bereitschaftsarzt sowie dem zugeordneten Einsatzfahrzeug zur Verfügung gestellt.
Bei einer rettungsdienstlichen Indikation übergeben die Mitarbeiter alle einsatztaktischen Daten an die örtlich zuständige Rettungsleitstelle, im Bedarfsfall kann auch der direkte telefonische Kontakt zwischen Hilfesuchendem und Leitstellendisponent hergestellt werden. Die Rettungsleitstellen der Landkreise und die Bereitschaftsdienst- und Terminservicezentrale der KV Sachsen-Anhalt haben dazu direkte Einwahlnummern eingerichtet und ausgetauscht. Die Mitarbeiter nehmen wiederum auch Fälle von den Rettungsleitstellen an, welche eine Indikation für den Bereitschaftsdienst aufweisen. Dem Patienten wird entsprechend seines Leidens das Aufsuchen einer Bereitschaftsdienstpraxis empfohlen oder die Versorgung in einem fachgebietlichen Bereitschaftsdienst oder die Versorgung durch den mobilen Bereitschaftsarzt vermittelt. Eine überwiegende Anzahl der Patienten wird im Anschluss auch noch einmal mit dem diensthabenden Arzt verbunden, damit dieser sich im Bedarfsfall ein eigenes Bild vom Fall machen kann und über die Besuchshandlung und Besuchsreihenfolge entscheiden kann. Die Entscheidung, ob der Patient durch einen Hausbesuch versorgt wird, verbleibt beim ihm. Bei entsprechender Indikation sind alternativ auch telefonische Beratungen oder die Einbestellung der Patienten in die Praxis des diensthabenden Arztes zur Versorgung möglich. Viele Anrufer erfragen aber auch nur Auskünfte, die sie hier erhalten können, ohne dass eine ärztliche Versorgung vonnöten ist.
Im allgemeinen vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes stehen flächendeckend Fahrdienste zur Verfügung, um die Belastungen der Bereitschaftsärzte zu begrenzen. Per Ausschreibung konnten hierfür geeignete Hilfsorganisationen und andere in diesem Bereich tätige Firmen gewonnen werden. Die Fahrer, welche mindestens die abgeschlossene Qualifikation zum Rettungssanitäter innehaben, holen den Bereitschaftsarzt innerhalb einer angemessenen Zeit zu den Einsätzen ab und unterstützen ihn neben der reinen Fahrleistung auch bei den Patientenbehandlungen, durch vorbereitende und unterstützende Handreichungen und das Ausfüllen notwendiger Formulare. Diese Fahrdienste dienen der Versorgung von Patienten, denen aus medizinischen Gründen das Aufsuchen einer Bereitschaftspraxis oder Praxis nicht möglich ist. Während der Fahrt ist es dem Bereitschaftsarzt möglich, sich besser auf die Patientenanrufe zu fokussieren oder Einsätze vor- und nachzubereiten. Zudem wird die Sicherheit der diensthabenden Ärzte verbessert. Die Einsatzfahrzeuge sind speziell für die Anforderungen des Bereitschaftsdienstes ausgestattet. Der Fahrdienstleister kümmert sich um alle notwendigen Belange.
In den Nachtstunden zwischen 24:00 Uhr und 7:00 Uhr finden wenige Patientenversorgungen statt, sodass in dieser Zeit auch weniger Bereitschaftsärzte hierfür im Dienst gehalten werden müssen. Dementsprechend werden in den Zeiträumen der höchsten Inanspruchnahme des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes mehr Ärzte vorgehalten, sowohl für Hausbesuche als auch in Bereitschaftsdienstpraxen. Sachsen-Anhalt wird im allgemeinen vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst gemäß Anlage 1 zur Satzung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt seit Anfang 2020 in 15 Bereitschaftsdienstbereiche gegliedert. Elf davon werden noch in organisatorische Teilbereiche untergliedert, in denen jeweils mindestens ein Bereitschaftsarzt tätig ist.
In einigen Gebieten Sachsen-Anhalts bestehen fachgebietliche Bereitschaftsdienste für Augenheilkunde, Kinderheilkunde und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, abhängig vom Bedarf und dem Umfang der zur Besetzung notwendigen sowie vorhandenen Ärzteschaft. Hierdurch variieren auch die Sprechzeiten und ob ein wechselnder oder ein zentraler Standort für den fachgebietlichen Bereitschaftsdienst vorhanden ist.
Kinderheilkunde
Ort: In den Praxen der diensthabenden Kinderärzte
Zeiten:
Mittwoch, Freitag
von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Samstag
von 09:00 Uhr bis 11:00 Uhr und von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Sonntag
von 09:00 Uhr bis 11:00 Uhr
Ort: Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Haus St. Elisabeth, Mauerstraße 5, 06110 Halle/Saale
Über weite Teile Sachsen-Anhalts sind Bereitschaftsdienstpraxen mit unterschiedlichen Öffnungszeiten verteilt, abhängig vom Bedarf und dem Umfang der zur Besetzung notwendigen sowie vorhandenen Ärzteschaft. Die Patienten erhalten über die 116117 entsprechend Auskunft über Ort und Sprechzeit der Bereitschaftsdienstpraxis, können diese aber auch ohne Anmeldung aufsuchen, falls diese Informationen bereits bekannt sind.
