Editorial PRO 11/2024
Worauf es jetzt ankommt
Sehr geehrte Kollegin,
sehr geehrter Kollege,
es braucht ein Einlenken durch die Politik. Schnellstmöglich. Die aktuellen Gesetzentwürfe stärken alles – nur nicht den ambulanten Bereich. Doch für eine flächendeckende medizinische Versorgung sind Sie, liebe Vertragsärzte und Psychotherapeuten, unabdingbar. Das wissen auch unsere Patienten. Diese werden weiterhin in der „Wir sind für Sie nah“-Kampagne von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Kassenärztlichen Vereinigungen in den Mittelpunkt gerückt. Sie wissen genauso gut wie ich: Das Vertragsarzt-Patient-Verhältnis ist ein ganz besonderes, geprägt von gegenseitigem Vertrauen, Verlässlichkeit und Beständigkeit. Die Kampagne greift das auf, Patienten berichten, warum ihnen ihr Arzt so wichtig ist. Am Ende des Spots steht immer die Frage: „Wollen wir das wirklich verlieren?“. Gehen Sie auf die Kampagnen-Website www.rettet-die-praxen.de, schauen Sie sich die Videos an, es lohnt sich.
Was Sie auch machen sollten: Sich mit der „ePA für alle“ beschäftigen. Die elektronische Patientenakte wird kommen. So will es das Bundesgesundheitsministerium, so ist es beschlossen und grundsätzlich ist das auch zu begrüßen. Auch Ihre Patienten wissen darum, sind von ihren Krankenkassen informiert und werden diesbezüglich auf Sie und Ihr Praxisteam zukommen. Vielleicht noch nicht gleich im Januar, da startet erst einmal die vierwöchige Testphase in Modellregionen. Aber wenn Bundesgesundheitsminister Lauterbach der Meinung ist, die Testphase ist erfolgreich gewesen, dann wird die ePA bundesweit ausgerollt. Ob eine vierwöchige Testphase ausreicht? Sicherlich wird man innerhalb dieser Zeit merken, wo es hakt und klemmt. Aber kann dies innerhalb dieser Zeit auch behoben werden?
Der Erfolg der ePA-Einführung hängt aus unserer Sicht davon ab, wie fit die Hersteller ihre Praxisverwaltungssysteme bis zum Start machen, wie der Zugriff in den Krankenhäusern, im Rettungsdienst, beim Medizinischen Dienst und in den Pflegeheimen zeitnah zur Verfügung steht. Praxisabläufe dürfen sich nicht verlangsamen und schon gar nicht generell gehemmt werden. Zu Recht sind die Vertragsärzte und Psychotherapeuten skeptisch. Digitale Neuerungen sind bislang immer unausgereift eingeführt worden, haben mindestens zu Beginn statt Mehrwert nur Mehrarbeit gebracht. Wir lassen uns aber jetzt gern eines Besseren belehren. Denn ich bin überzeugt: Die ePA kann eine nützliche Unterstützung bei der Behandlung unserer Patienten sein oder zukünftig werden.
Nach dem Blick voraus noch ein kurzer Blick zurück und ein Dankeschön an alle Vertragsärzte und Psychotherapeuten, die im Stadtforst Wernigerode junge Bäume mit gepflanzt haben. Unter dem Motto „Heilberufler helfen dem Harz“ sind Mitte Oktober die Heilberufler Sachsen-Anhalts an zwei Tagen zur ersten gemeinsamen Pflanzaktion aufgerufen gewesen. 300 Teilnehmer, 9000 gepflanzte junge Roterlen und Douglasien, eine 25.000-Euro-Spende – Kurzum: eine gelungene Initiative.
Ihr
Jörg Böhme