Es gab einige kleine Erfolge im zurückliegenden Jahr – es gibt viele große Herausforderungen im kommenden Jahr. Das betonen Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, und Prof. Uwe Ebmeyer, Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, unisono bei der Pressekonferenz, die vor dem „Grillen bei Doctor Eisenbarth“ am 18. September 2024 stattfand. Zum parlamentarischen Abend hatten die beiden ärztlichen Selbstverwaltungen wieder Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Ärzteschaft auf das Areal des Hauses der Heilberufe eingeladen.
„Endlich: Der Arztzeitmangel ist Thema in Sachsen-Anhalt. Seit gut 20 Jahren weist die KVSA darauf hin, keiner wollte hören. Nun ist die angespannte Lage allgegenwärtig“, so Dr. Böhme und verweist mit Prof. Ebmeyer auf das letztjährige „Grillen bei Doctor Eisenbarth“, als Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff auf den Hilferuf der Ärzte prompt reagierte und daraufhin das Gesundheitskabinett ins Leben rief. „Wir sind dem Ministerpräsidenten dankbar, dass er die medizinische Versorgung im Land nunmehr zur Chefsache ernannt hat. Gerade tagte die zuständige Arbeitsgruppe in unserem Haus. Nun müssen zukunftsweisende Entscheidungen folgen. Gemeinsam können wir für die Patientenversorgung Wesentliches bewirken“, so der Ärztekammerpräsident und spricht damit auch im Namen des KVSA-Vorstandsvorsitzenden.
Das zeigen aktuelle Beispiele:
So hat die KVSA weitere Kooperationen mit Kommunen geschlossen, um in der Fläche gemeinsam den Ärztemangel anzugehen. Jüngstes Beispiel ist das Zerbst-Stipendium. Oder auch der Beschluss des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen, der darauf abzielt, Ärzte, die sich in einer (drohend) unterversorgten Region niederlassen, mit bis zu 80.000 Euro zu fördern. „Zwei von vielen Maßnahmen, die die KVSA dem Ärztemangel entgegensetzt“, sagt Dr. Böhme.
Die Ärztekammer hat das Projekt „Quereinstieg in die Allgemeinmedizin“ für weitere fünf Jahre beschlossen, mit dem Ärzten aus anderen Fachgebieten der Umstieg in die Allgemeinmedizin erleichtert wird. Zudem unterstützt sie das Pilotprojekt „Telenotarzt“ und hat hierfür 20 erfahrene Notärzte zu Telenotärzten qualifiziert. Ab Oktober soll in Halle (Saale) sowie in Mansfeld-Südharz und im Saalekreis untersucht werden, ob durch die Einführung eines Telenotarztes die rettungsdienstliche Versorgung für rund 560.000 Menschen verbessert werden kann.
Doch die Gesetzentwürfe, die aktuell auf Bundesebene diskutiert werden, würden die Vertragsärzte und -psychotherapeuten zusätzlich enorm belasten, gibt Dr. Böhme zu bedenken: Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz bedenkt bei der Entbudgetierung nur die Hausärzte. Die Reform zur Notfallversorgung sieht die Kassenärztlichen Vereinigungen in der Pflicht, mit der notdienstlichen Akutversorgung unter anderem eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Hausbesuchen, Telefon- und Videosprechstunden vorzuhalten. „Welche Ärzte sollen das gewährleisten? Die, die uns jetzt schon überall fehlen“, fragt der KVSA-Vorstandsvorsitzende Richtung Bundespolitik.
Die Hoffnungen und Erwartungen ruhen für die Gastgeber nun auf dem Gesundheitskabinett des Landes. Es braucht höhere Vorabquoten, mehr Medizinstudienplätze und eine attraktive Infrastruktur, um eine junge Ärzteschaft auszubilden und im Land zu halten. Hier könne man gemeinsam mit der Landespolitik ein starkes Zeichen setzen, sind sich ÄKSA und KVSA einig.