Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt

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Sachsen-Anhalt braucht dringend mehr Kinder- und Jugendärzte 31. 03. 2023

Gemeinsame Pressemitteilung von Kassenärztlicher Vereinigung Sachsen-Anhalt und Landesverband Sachsen-Anhalt des Verbandes Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands

 

Krankenhäuser schließen ihre Kinderstationen, weil Ärzte und medizinisches Personal fehlen. Niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten, die in den Ruhestand gehen, fällt es immer schwerer, Nachfolger für ihre Praxen zu finden. In Sachsen-Anhalt ist der Mangel an Kinderärzten im stationären und ambulanten Bereich allgegenwärtig. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) und der Landesverband Sachsen-Anhalt des Verbandes Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands (VLKKD) haben auf einer Tagung dieses Thema besprochen und schlagen Alarm.

„Im ambulanten Bereich gibt es aktuell 7 Arztstellen, die zu besetzen sind – bis 2030 könnten es zwischen 47 und 60 Arztstellen sein, je nachdem, ob der Kinderarzt mit 65 Jahren oder später in den Ruhestand geht“, resümiert Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der KVSA, mit Blick auf die Altersverteilung. Das Durchschnittsalter der vertragsärztlich tätigen Kinder- und Jugendärzte liegt in Sachsen-Anhalt bei 52 Jahren – 32 Prozent sind 60 Jahre und älter, 10 Prozent sind 65 Jahre und älter. Im Schnitt versorgen die ambulant tätigen Kinder- und Jugendärzte in Sachsen-Anhalt 1.100 Patienten im Quartal, wobei die Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte bis zu fünf Mal höher liegt.

„Seit 2015 ist im Land die Zahl der Einwohner unter 18 Jahren um 3,5 Prozent gestiegen, die Anzahl der besetzten Arztstellen aber nur um 1,8 Prozent. Das passt aktuell nicht und langfristig schon gar nicht“, sagt Dr. Böhme und betont: „Wenn sich nicht zeitnah etwas tut, werden wir enorme Probleme in der Versorgung der Kinder und Jugendlichen bekommen.“

Es gebe einen massiven Fachkräftemangel bei den Kinder- und Jugendärzten, bei den Ärzten in entsprechender Weiterbildung, beim medizinischen Personal. Dem müssen Land und Bund schnellstmöglich und offensiv entgegenwirken.

„Seit Jahren fordern wir mehr Medizinstudienplätze. Zwar hat sich dies die Landesregierung auch in den Koalitionsvertrag geschrieben, doch getan hat sich noch nichts“, so der KVSA-Vorstandsvorsitzende. Dass es die Landarztquote gibt, sei lobenswert. Doch zum einen müsse die Quote weiter erhöht und erweitert werden, um mehr Absolventen nicht nur für die Allgemeinmedizin im Land zu halten. Zum anderen sollte sie extra sein und nicht aus dem allgemeinen Kontingent der Medizinstudienplätze genommen werden, um das Thema Ärztemangel wirklich aktiv anzugehen.

Diese Forderung kann Dr. Matthias Heiduk, Vorsitzender des VLKKD-Landesverbandes, nur unterstreichen: „Es drohen zunehmend Versorgungsengpässe, wenn weitere Kinder- und Jugendkliniken in Sachsen-Anhalt schließen.” Durch das auch in der Kindermedizin angewandte Vergütungssystem der Fallpauschalen sei ein wirtschaftliches Arbeiten einer Kinderklinik kaum möglich. Die Folge seien Klinikschließungen. Die stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen finde so seit Jahren in immer weniger Kliniken statt.

Da die Ausbildung eines Kinderarztes zu großen Teilen in den Kliniken erfolgt, wirken sich Klinikschließungen direkt auf die Zahl der ausgebildeten Fachärzte aus: Je weniger Kinderkliniken, desto weniger Fachärzte. Die gleichen Auswirkungen sind auch im Hinblick auf die spezialisierte Krankenpflege von Kindern und Jugendlichen zu erwarten.

„Neben einer frühzeitigen und vorausschauenden Förderung der Ausbildung von Kinderärzten vom Medizinstudium an bedarf es neue Konzepte einer krankenhausträgerübergreifenden Bedarfsplanung an Kinderkliniken, um junge Mediziner und Pflegekräfte auch in der Kindermedizin weiterbilden zu können. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die an den Kliniken fest angestellten Ärzte und Pflegenden immer häufiger in eine lukrativere Honorartätigkeit wechseln. Dies ist nicht nur teuer, sondern verschärft den Personalmangel an den Kinder- und Jugendkliniken”, so Dr. Heiduk.