Resolution der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) vom 31. August 2022
Der aktuellen Corona-Strategie der Bundesregierung fehlt eine für die Bürger und die Akteure der medizinischen Versorgung nachvollziehbare Orientierung. Mittlerweile ist durch einen hohen Anteil von Bürgern mit vollständiger Immunisierung sowie durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion eine hohe Immunisierung der Bevölkerung gegen das Virus erreicht worden. Die Notwendigkeit und Finanzierung nicht therapierelevanter Bürgertests zu Lasten der für die medizinischen Versorgung bestimmten Ressourcen ist zu hinterfragen. Nicht die anlasslose Testung asymptomatischer Patienten in den Testzentren verhindert eine Überlastung der Krankenhäuser, sondern es sind die Vertragsärzte, die 19 von 20 symptomatischen Corona-Patienten getestet und behandelt haben. Das Gesundheitswesen in Deutschland ist nicht durch Corona-Viren bedroht, sondern von einer politisch gewollten Unterfinanzierung und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat zusätzlich innerhalb weniger Monate die notwendige Verlässlichkeit in politische Entscheidungen und die bisherige dem Patientenwohl dienende Zusammenarbeit der Akteure nachhaltig beschädigt. Er stellt öffentlich die Arbeitsweise und Empfehlungen der Ständigen Impfkommission in Frage und missachtet dadurch die notwendige Wissenschaftlichkeit ärztlichen Handelns, beschädigt bestehende Arzt-Patienten-Verhältnisse und verunsichert die Bürgerinnen und Bürger.
Die Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten der KVSA fordern den Bundesgesundheitsminister auf, evidenzbasierte und versorgungsrelevante Daten zu Infektionen mit Corona-Viren und COVID-19-Erkrankungen zusammenzuführen und zu analysieren. Nur auf dieser wissenschaftlichen Basis ist eine verlässliche und nachvollziehbare Strategie zur Bekämpfung des Corona-Virus möglich, die der Bevölkerung vermittelbar und in der medizinischen Versorgung umsetzbar ist. Das verloren gegangene Vertrauen in die politischen Entscheidungen im Gesundheitswesen muss durch evidenzbasierte Versorgungsstrategien für die Bevölkerung, durch die Verlässlichkeit in politische Entscheidungen, durch eine sachgerechte und wirtschaftliche Finanzierung der erbrachten Leistungen sowie durch die Achtung und Wertschätzung der Leistungsträger wiederhergestellt werden.