Gemeinsame Pressemitteilung von Ärztekammer Sachsen-Anhalt und Kassenärztlicher Vereinigung Sachsen-Anhalt
Der Ärztemangel ist allgegenwärtig und dennoch verschlingt der hohe Bürokratieaufwand bei Ärzten immer mehr Arbeitszeit. Deshalb fordert die Ärzteschaft endlich ein Handeln der Politik. Dies betonen Prof. Uwe Ebmeyer, Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, und Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, beim Pressegespräch im Rahmen des heutigen Neujahrsempfangs der Heilberufler.
"Wie eine Umfrage gezeigt hat, sind Ärzte durchschnittlich drei Stunden am Tag mit Verwaltungstätigkeit beschäftigt. Schon die Halbierung des bürokratischen Aufwandes in Krankenhäusern würde eine Zeitersparnis einbringen, die 30.000 Ärzten in Vollzeit entsprechen würde", erklärt Prof. Uwe Ebmeyer. Dennoch seien mit der seit Jahren steigenden Zahl an Gesetzen immer mehr bürokratische Vorgaben verbunden. "Da selbst Digitalisierungsvorhaben zu einer Mehrbelastung geführt haben, fordern wir, dass zukünftige Gesetze auf ihre Auswirkungen für die Praxis geprüft werden und eine Pflicht zur Entbürokratisierung enthalten müssen", so Prof. Ebmeyer.
Ärztekammer und KVSA fordern, dass die Politik die Rahmenbedingungen verbessern muss, um mehr junge Leute für eine ärztliche Tätigkeit in Sachsen-Anhalt zu begeistern. Dazu gehört neben einer auskömmlichen Finanzierung des Gesundheitswesens und einem konsequenten Bürokratieabbau insbesondere auch die Möglichkeit, dass mehr junge Menschen aus Sachsen-Anhalt an den Unis im Land Medizin studieren. Durch den aktuellen Fachkräftemangel und der Sicherheit, dass dieser zukünftig drastisch zunehmen wird, kann ein "Weiter-So" keine Option sein.
"Die Belastungen der Praxen summieren sich", sagt Dr. Jörg Böhme. Aktuell fehlen in Sachsen-Anhalt Ärzte und Psychotherapeuten für 310 unbesetzte Stellen. Die KVSA arbeitet seit Jahrzehnten mit ihren Möglichkeiten gegen den Ärztemangel an, investiert unter anderem aktuell rund 11 Millionen Euro in die Nachwuchsförderung. "Wenn die Versorgung auch in Zukunft gesichert sein soll, muss die Bundespolitik umdenken: Es muss Anreize für den Nachwuchs geben, im ambulanten Bereich in Sachsen-Anhalt tätig zu werden, und für die Vertragsärzte müssen sich die Rahmenbedingungen verbessern. Das Ende der leistungsfeindlichen Budgetierungen ist überfällig – 2022 haben die Krankenkassen Leistungen von 75 Millionen Euro nicht vergütet. Und der Bürokratieaufwand, der für eine Praxis bei 61 Tagen pro Jahr liegt, muss erheblich und damit auf das wirklich Notwendige reduziert werden."
Auf Landesebene finden die Sorgen der Ärzteschaft bereits Gehör. Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff hat ein ministeriumsübergreifendes Gesundheitskabinett eingerichtet, um nach Lösungen zu suchen. Für diesen Aufschlag sind Dr. Jörg Böhme und Prof. Uwe Ebmeyer dankbar und bereit, zeitnah an diesen mitzuarbeiten.
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