Editorial PRO 12/2024
Es ist einiges in Bewegung
Sehr geehrte Kollegin, sehr geehrter Kollege,
fragen Sie sich dieser Tage auch, wo das Jahr geblieben ist? Die Zeit scheint wie im Fluge zu vergehen. Vor einem Jahr an dieser Stelle haben wir die leistungsfeindliche Budgetierung kritisiert. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal. Leider. Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle das vom Ministerpräsidenten Haseloff neu eingerichtete Gesundheitskabinett gelobt. Er nimmt sich der Sorgen der Ärzteschaft an – das ist gut und freut uns.
Was hat sich bezüglich dieser beiden Punkte bis heute getan? Viel, aber nicht genug.
Die Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen hat es in den Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes, kurz GVSG, geschafft. Wir sprechen uns weiterhin für die vollumfängliche Vergütung aller hausärztlichen, fachärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen aus, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch die angestrebte Entbudgetierung der Hausärzte wäre ein erster Schritt. Ob dieser Schritt nun auch gegangen wird, bleibt offen. Das Ampel-Aus legt viele Gesetzesvorhaben auf Eis. Auch das GVSG. Doch wo ein Wille ist, ist bekanntermaßen ein Weg. Der Bundestag kommt vor Weihnachten noch zur Sitzungswoche zusammen. Wenn es den Abgeordneten wichtig ist, die ambulante Versorgungslage für Praxen und Patienten ein Stück weit zu entspannen und zukunftssicher zu machen, sollte die Entbudgetierung noch in dieser Wahlperiode beschlossen werden. Das sieht auch die Vertreterversammlung so und hat in ihrer Sitzung am 27. November eine Resolution verabschiedet. Die Botschaft ist klar und deutlich: "Entbudgetierung umsetzen – jetzt!" Lesen Sie mehr dazu auf Seite 6 in dieser PRO.
Die interministerielle Arbeitsgruppe im Rahmen des Gesundheitskabinetts hat mehrmals getagt. Die von uns seit Langem angestrebte Erhöhung der Landarztquote rückt näher. Ministerpräsident Haseloff versteht unser Anliegen und setzt sich dafür ein. Gleichgesinnte findet er unter den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer. Ziel ist, die Vorabquote bei der Vergabe der Studienplätze von 20 auf 30 Prozent zu erhöhen. Unsere Hoffnung ist, dass die zusätzlichen 10 Prozent der Landarztquote zu Gute kommen und diese auch Fachärzte einschließt. Gern auch die verbleibenden Prozente aus anderen nicht abgerufenen Vorabquoten. Das würde mit Blick auf die Zukunft helfen, Nachwuchs aus Sachsen-Anhalt für und an Sachsen-Anhalt zu binden. Mit unserem Maßnahmenplan steuern wir bereits eine Menge dazu bei, dass der Nachwuchs sich hier gut aufgehoben fühlt.
Apropos aus Sachsen-Anhalt für Sachsen-Anhalt… Als solches ist auch die Hausarztzentrierte Versorgung ursprünglich ins Leben gerufen worden. Von Hausärzteverband, AOK, IKK gesund plus und Kassenärztlicher Vereinigung des Landes. Das ist 20 Jahre her. Das einst landesweite Hausarztprogramm hat sich schnell auch in anderen Bundesländern etabliert und ist mittlerweile aus der Versorgung nicht mehr wegzudenken. Danke allen, die damals an das Vorhaben geglaubt, daran festgehalten und es begleitet haben. Nun ist es ein bundesweites Erfolgsmodell. Näheres dazu finden Sie in dieser PRO auf den Seiten 11/12.
Und dann möchten wir noch ein ganz großes Dankeschön adressieren: An Sie alle, liebe Vertragsärzte und Psychotherapeuten. Für Ihren täglichen Einsatz. Trotz aller Belastungen aufgrund vieler Patienten durch den allgegenwärtigen Arzt- und damit Arztzeitmangel. Trotz verschiedener Widrigkeiten wie Bürokratie, die nicht sein müsste, oder die bereits angesprochene Budgetierung, aufgrund dessen 82 Millionen Euro allein 2023 in Sachsen-Anhalt für Leistungen der Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten nicht gezahlt worden sind. Sie sind für Ihre Patienten da und machen damit deutlich: Ihr Beruf ist Ihre Berufung.
Wir wünschen Ihnen eine schöne (Vor)Weihnachtszeit, kommen Sie gut ins neue Jahr. Für alle, die um die Feiertage ihre Praxen schließen – denken Sie bitte daran, Ihre Vertretung zu regeln. Für alle, die Vertretungen übernehmen – vielen Dank dafür!
Jörg Böhme, Holger Grüning, Mathias Tronnier